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Wüste

 

Aus Beton und Asphalt

besteht unsere Wüste.

 

Und als ob ich bald

nicht mehr wüsste

 

wohin ich gehöre

 

für zweiunddreißig Quadratmeter

ich Natur zerstöre.

 

Lärm, grelle Lichter. Staub

wirbelt im Wind,

fast werde ich taub

und farbenblind.

 

Von Natur kaum eine Spur.

Mal hier und da

ein welkes Blättchen nur

doch der Alltag ist wunderbar.

 

2010

Erzfeind

​

​

Ein Zischen, ein Druck in der Brust und alles ist vorbei...

 

Das glänzende egoistische Leben, welches du immer angestrebt hast, ist letztlich dein Mörder geworden.

 

In der Ewigkeit nützen dir die Termine, die endlosen Meetings und die immer kürzer werdenden Deadlines auch nichts mehr.

 

An deinem Grab stehen deine Brüder, Schwestern und der Diener Gottes.

Sie sehen auf deinen hölzernen Sarg...

und kennen denjenigen, der darin liegt, nicht mehr.

 

Dein ganzes Leben lang warst du mit deinem Bildschirm und Smartphone verheiratet.

Die Zeit war stets dein größter Feind.

Und am Ende war sie für alles zu gering, nahm dir nach und nach erst die Familie, deinen Partner, schließlich auch die letzten Freunde...

 

Bis du an jenem schicksalshaften Tag, mitten in der Blüte deines Lebens, an welchem du niemanden teilhaben ließest, in deinem Luxusbett nicht mehr aufgewacht bist.

 

Gefunden hat dich deine Haushälterin, deinen leblosen Körper eingehüllt in feinster Seide.

 

Da steht es nun, dein Schloss, das du gegen deine Liebsten getauscht hattest.

Von oben bis unten gefüllt mit funkelnden Schuhen, Diademen und Designerkleidern.

Jetzt ist es leer.

 

2014

Kunst

​

Alles Naturbelassene scheint langweilig, nur der Zauber der Geschmacksverstärker ist das Wahre. In einer Welt umringt von künstlichen Aromen erhält das Wort „Kunst” eine bisher unbekannte Nuance.

 

2014

​

Media Player – 4D

 

Manchmal wünsche ich, ich funktionierte wie ein Computer und mein Leben würde einer PC-Software ähneln.

Dann wäre ich imstande Störenfriede und Nervensägen einfach zu löschen, schlimmstenfalls sogar aus dem Papierkorb zu entfernen.

Und Menschen hingegen, die ich mag, jedoch aus den Augen verloren habe, mit einem Mausklick wieder in mein Leben einfügen.

Unangenehme Situationen- etwa beim Zahnarzt oder heikle Gespräche mit dem Chef - könnten überspielt und schöne Augenblicke mit der „Pause”-Taste ins Endlose hinausgezögert werden. Sofern sie doch mal vorbeigingen, würde ich die Zeit einfach zurückspulen und sie immer wieder neu erleben.

 

So würde mein Dasein aus unbegrenzten „Verweile-doch-du-bist-so-schön”-Momenten bestehen.

 

Doch bin ich aus Fleisch und Blut, aus Herz und Hirn, und muss somit Schmerz und Leid erleben, um DAS SCHÖNE wertschätzen zu können.

 

2015

Eingemauert

 

Und da sind sie,

emporgewachsen wie aus dem Nichts,

die Mauern, die meinen träumenden Blick ins Freie versperren.

 

Nie mehr wieder werde ich

den Nachbarshund bei seiner Streife beobachten und

den Wechsel der Jahreszeiten durch den Blick auf meinen Baum bewundern können,

dem Storch auf der Wiese die Daumen drücken, dass er seine Jagd erfolgreich beenden und somit hungrige Schnäbel stopfen kann,

oder schmunzeln, wenn Amseln sich auf dem Strauch zanken.

 

Gestohlen wurde mir

das einzige Fenster zu meiner Traumwelt.

Geblieben ist mir

nur mein Monitor.

 

Wenigstens werde ich effizienter arbeiten können.

 

2015

Peinliche Situation

 

Heute ließ mich meine Welt mit meinen Gedanken mal allein.

Wir standen uns gegenüber, die Gedanken und ich. Und hatten uns ohne den Trubel aus meiner Welt plötzlich nichts zu sagen.

Nach peinlichen Minuten der Stille und ein wenig Smalltalk fingen wir jedoch an über die Welt und den Sinn des Lebens zu philosophieren.

 

Am Ende stellte sich heraus, dass meine Gedanken hin und wieder doch ganz unterhaltsam, ab und an sogar witzig sein können.

Ich denke beim nächsten Mal, wenn wir uns erneut alleine gegenüber stehen, wird es um einiges lockerer zugehen.

 

2016

Kapitalismus

 

Neue Dimensionen von Zeit und Raum

lassen bisherige Begriffe zerplatzen

als seien sie einzelne Bläschen aus Schaum

und überwinden nie erwogene Schanzen.

 

Alles im Jetzt und Hier,

nie zu stillen die Gier

nach Verlangen um Wissen.

Internet kann ich dabei nicht missen.

 

Ständig erreichbar?

Kein Problem!

Fünf Sprachen? Natürlich wunderbar!

Rebellisch? NEIN! Ich füge mich eurem System.

 

Mein Alltag?

Hektik und kein Versagen.

Laufen war gestern,

heute ist Rasen.

 

Und niemand weiß, was ich ansonsten gerne mag.

 

2015

Ich bin es

 

Eine Nummer auf dem blanken Blatt Papier.

Aufgabenverrichter.

Kostenersteller.

Telefonbeantworter, E-Mail-Generator.

Sauerstoffverbraucher.

 

Ich bins,

dein Arbeitnehmer.

 

2016

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