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Heimatlos

 

Heimatlos durch Straßen wandern

von einem Ort zum andern.

 

Von Stadt zu Dorf, von Dorf zu Stadt

bis die Bilder schon ganz matt

erscheinen.

 

Wir innerlich bitterlich weinen

sowohl dem einen als dem anderen

Orte nach.

 

Unser Individuum in der Gleichheit

der Masse

allmählich verblasse,

unser einst klares Gemüt

im Alltag verblüht.

 

Schon überall gewesen,

doch ist unser Wesen

mal hier, mal dort

an jedem Ort

daheim und dennoch heimatlos.

 

2008

Grenzenloses Ungarn

 

Hier bin ich geboren.

Zwischen verträumten Branauer Tälern, die der sengenden Hitze trotzen und den sich golden wiegenden Hügeln, wenn der nach Heimat duftende Wind durch die Weizenfelder streicht.

In einem Land, wo dienstags und donnerstags Rauchfahnen legal die Luft mit Ruß füllen und die Erde mit Asche verhüllen.

Zwischen prallen Weinreben und grunzenden Ferkeln, die sich im Winter neben hausgebranntem Pálinka in vollendete Weine und herzhafte ungarische Salami verwandeln.

 

Zwischen einem regen Chaos, bestehend aus deutschen, ungarischen und donauschwäbischen Worten, die die Nachbarn unter sich austauschen.

Im Frühjahr säen sie unter mediterraner Sonne und in ungarische Erde ihre deutschen Kukuruz- und Paradeiserkerne.

Ob Ungar, Kroate oder Deutscher. Allesamt wohnen sie im selben Dorf, nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander.

Die Sprache spielt hier keine Rolle mehr.

 

Letztendlich sind diese Leute frei, denn kein Gesetz kann ihnen den Mund verbieten.

​

2014

Lockruf

 

Lockend ruft mich meine zweite Heimat:

Komm wieder heim, arbeite für mich!

Ich gebe dir besseres Geld, womit du dir einen höheren Lebensstandard, mehr Luxus leisten kannst.

 

Nur mein ungarischer Anker hält mich zurück.

Vorerst…

 

2016

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