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Ich und Ich

 

Ich und ich wohnen im selben Haus,

schmecken, sehen, hören das gleiche, verstehen es allerdings unterschiedlich.

Fühlen jedoch ähnlich, träumen dasselbe und schlafen gemeinsam ein.

 

Das eine Ich denkt, arbeitet und spricht, schreibt, liest und sieht: Deutsch.

Das andere Ich denkt, kocht, würzt und wütet, lacht und flucht: Ungarisch.

 

Die zwei Ichs.

Beide sind vorhanden.

Zanken sich, wer der Stärkere, wer von ihnen größer sei, mehr Anteile am Haus hätte, welche ihrer „Wurzeln” die einzig wahren seien.

Jene Streitigkeiten enden immer mit einem Unentschieden.

Keiner der beiden hat je gewonnen oder verloren.

Nach solchem Gerangel sitzen sie oft da, beide auf ihrem einzigen Stuhl.

Teilen sich ein Scheibchen Brot, eine Hälfte mit Haselnussbrotaufstrich beschmiert, die andere mit „Pick-Salami” bestückt.

Sitzen dann dort, schweigend jeder für sich sein Brot kauend, ich und ich nebeneinander.

In einem Haus.

 

Heimatlos?

 

2013

Vollständigkeit

 

Zu

25%

deutsch

zu           25%

ungarisch

zu                           50%

ungarndeutsch,

bin

ich

ein

multikulturelles                Ganzes?

 

2015

Schwabentum heute

 

Wohin die Reise geht

ist

ungewiss.

 

Um zu wissen welchen Weg wir wählen sollen,

müssen wir wissen woher wir kommen.

 

2015

Tierheim

 

Französische Bulldogge

Englischer Border Collie

Irish Setter

Deutscher Pinscher

Siberian Husky

Japanischer Spitz

Ungarischer Mudi.

 

Allesamt in einem Rudel

sind alle gleich –

Hunde.

 

Von Vorurteilen

wegen ihrer Herkunft -

keine Spur.

 

2016

Geerbt

 

Die Augen und die Stirn von meiner Mutter.

Die Nase, der Mund und die Ohren von meinem Vater.

Das Lachen von Freunden.

Das Deutsche und das Ungarische aus meinem Blut.

Das Streben und die Gewissenhaftigkeit durch die Erziehung.

Das Wissen, erworben.

Meine Phantasie? Von Natur aus.

 

2016

Ursprung

 

Die Wiege meines Ichs

befindet sich

auf dem Schoß meiner Oma

an heißen Sommertagen

auf staubigen Straßen

oder im Garten neben den Hühnern

im Schatten der Nussbäume

über der heißen Hühnersuppe und der kalten Wassermelone

umgeben von sorglosem Lachen

mal deutsch mal ungarisch gesprochen

im kleinen Dorf

an dem schmalen Flüsschen in Südungarn

im Kreise der Familie

im Glück

geschützt durch die Unschuld der Kindheit.

 

2017

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Ich als Kleinkind mit der Familie (Borjád, 1990)

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