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Zwischen jenen Zeitpunkten

​

in denen wir

aus Staub zu Staub werden

befindet

sich

das

Leben

​

2012

Karasica

 

Dort schweben wir im Bach des Lebens,

wie ein Kunststoffbecher getrieben,

von schaumig gebogenen Wellen,

die in die Leere der Welt schnellen.

 

Es treibt uns an so manchen Ort,

wo uns Fremde aus dem Wasser fischen,

die später zu Freunden werden und ohne es zu wissen

verliert sich das seidige Abschiedswort

 

in den nun rasenden, tobenden Fluss

und reißt uns in die nächste Stadt,

wo sich die Liebe unserer Nächsten bereits verlaufen hat…

 

Umgeben von einem erneuten, schaurigen Schluss

umrunden unbekannte Gesichter unseres Kreises Ring,

und vollenden doch unsres Daseins Sinn…

​

Winter 2012

Eigenheim 

(2 Interpretationen) 

Anzeige

 

Haus zu vermieten. Baujahr 1988. Ausgestattet

mit braunen Augenfenstern, Hautmauern, wackeligem Skelettgerüst, zum Träumen

neigender Hirnsteuerung, Herz- und

Adernheizung und einer ab und zu hakenden Belüftung, da Asthmatikerin.

 

Bei Fragen tagsüber erreichbar:

 

MfG

Seele

​

2014

Biologie

 

Mein Haus:

Augenfenster

Hautmauern

Skelettgerüst

Hirnsteuerung und

Herz-Aderheizung.

 

Der Mieter: Seele.

Flucht

 

Ohne meine Brille

entfaltet sich meine Phantasie

ohne jede Schärfe

besitze ich auf einen Schlag die Magie

 

Dinge zu sehen glauben,

die wiederum mir erlauben,

erneut Kind zu sein,

ein Träumen in die Welt hinein.

 

Ohne das Bewusstsein über alle Informationen

kann ich in meinen naiven Emotionen

dem Erwachsenen-Alltag entfliehen.

 

2015

Warum ich schreibe

 

In diesem gewissen Moment, wenn mich meine Muse einholt und packt, ist es, als ob ein Gewitter aufkommen würde.

Eine energie- und spannungsgeladene Atmosphäre wird geschaffen, in der ich dieses drängende Gefühl habe, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und sie auf Papier zu verewigen.

 

In jenem Moment ist es, als ob sich die Luft in Form eines Blitzes entlädt: meine Inspiration ist die Spannung, ein Ungleichgewicht. Meine Gedanken sind die Gewitterwolken und der Blitz verkörpert meine geschriebenen Worte.

 

Nach einem derartigen Sturm kehrt erneut Ruhe ein und die Sonne fängt wieder an zu scheinen. 

 

2015

Media Player – 4D

 

Manchmal wünsche ich, ich funktionierte wie ein Computer und mein Leben würde einer PC-Software ähneln.

Dann wäre ich imstande Störenfriede und Nervensägen einfach zu löschen, in schlimmen Fällen sogar aus dem Papierkorb zu entfernen.

Und Menschen hingegen, die ich mag, jedoch aus den Augen verloren habe, mit einem Mausklick wieder in mein Leben einfügen.

Unangenehme Situationen- etwa beim Zahnarzt oder heikle Gespräche mit dem Chef - könnten überspielt und schöne Augenblicke mit der „Pause”-Taste ins Endlose hinausgezögert werden. Sofern sie doch mal vorbeigingen, würde ich die Zeit einfach zurückspulen und sie immer wieder neu erleben.

 

So würde mein Dasein aus unbegrenzten „Verweile-doch-du-bist-so-schön”-Momenten bestehen.

 

Doch leider bin ich aus Fleisch und Blut, aus Herz und Hirn, und muss somit Schmerz und Leid erleben, um DAS SCHÖNE wertschätzen zu können.

 

2015

Geburtstag

 

Neundundzwanzig mal Kuchen

brennende Kerzen auspusten

 

Neundundzwanzig mal Geschenke

elfmal alkoholische Getränke

 

Neundundzwanzig mal gratuliert

Lippenstift auf der Wange verschmiert

 

Neundundzwanzig mal älter geworden

und zum Dreißigsten im eigenen Heim, geborgen.

 

2017

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